22.10.2017: Am vergangenen Wochenende startete die SG Speyer-Schwegenheim in ihre zweite Schach-Bundesligasaison. Mit den Schachfreunden Deizisau sowie dem SK Schwäbisch Hall warteten gleich zum Anfang zwei dicke Brocken auf den Abstiegskandidaten aus der Pfalz, sodass hier größtenteils auf Legionäre verzichtet und junge Spieler aus den eigenen Reihen berücksichtigt wurden. So waren zwei klare Niederlagen einkalkuliert. Am Ende gingen beide Begegnungen standesgemäß, nach dem Spielverlauf aber jeweils zu deutlich mit 1,5:6,5 verloren.

Gegen den starken Aufsteiger aus Deizisau gab es am Samstag wie erwartet für die jungen Pfälzer (Durchschnittsalter 25 Jahre) wenig zu ernten. Zwar kamen alle Spieler gut aus der Eröffnung und ausgeglichen ins Mittelspiel, doch hier setzte sich wie so oft allmählich die größere Spielstärke durch.
Zuerst erwischte es Neuzugang FM Armin Farmani Anosheh an Brett 5. Mit den schwarzen Steinen versuchte er, aktiv zu spielen, nach ein paar Ungenauigkeiten musste er entscheidend Material geben und verlor.
Nich viel besser erging es FM Denis Mager (8), der in der Zeitnotphase einen unklaren Springerzug machte, der seine Stellung mittelfristig derart schwächte, dass nichts mehr zu reparieren war.
WGM Sarah Hoolt (Tisch 4) hatte in ihrem ersten Spiel für den neuen Verein ebenfalls keine Siegchance. Auch hier entschieden schlussendlich ein paar Ungenauigkeiten, die einen Bauer kosteten, zugunsten ihres Spielpartners.
Ebenfalls in der Zeitnotphase verlor ein weiterer Neuzugang: IM Lev Yankelevich (3) sah sich einem Königsangriff ausgesetzt, zu dessen Abwehr er bei ablaufender Zeit nicht mehr die richtigen Züge fand.
Vielversprechend sah es hingegen bei Enrico Krämer an Brett 7 aus, der aktiv spielte und in ein scheinbar ausgeglichenes Endspiel abwickelte. Doch auch hier reichten seinem erfahrenen Spielpartner ein paar unklare Züge und das Läuferpaar zum entscheidenden Bauerngewinn.
Nachdem auch noch GM Toms Kantans am Spitzenbrett die Waffen strecken musste, sah es bei Stand von 6:0 nach einem Debakel aus. Er eröffnete couragiert und nahm den offenen Schlagabtausch an, behielt aber dabei das Nachsehen.
Doch nun schlugen die Pfälzer zurück: Simon Commercon (6) fand in schwieriger Stellung einen überraschenden Angriffszug, worauf sein junger Kontrahent die Qualität geben musste. Nach einem gekonnten Manöver erhielten beide Spieler ihre Damen zurück, Commercon konnte aber daraufhin die Dame seines Widersachers und damit die Partie gewinnen.
Ebenfalls Siegchancen hatte IM Luca Shytaj (2), der nach einer gelungenen Kombination im Mittelspiel ebenfalls eine Qualität gewann. Doch bei ihm reichte es im Endspiel aufgrund der unsicheren Königsstellung nicht für einen Partiegewinn, jedoch sprang immerhin ein Remis heraus.
Das Endergebnis von 6,5:1,5 ist nach der Papierform standesgemäß, nach dem Spielverlauf jedoch zu hoch ausgefallen.

Am Sonntag wartete mit dem SK Schwäbisch Hall ein Gegner, der nach Papierform vor allen Dingen an den vorderen Brettern noch stärker war. Bei Speyer-Schwegenheim wurde der Sieger des Vortages, Simon Commercon, durch Pascal Flierl ersetzt.
Auch an diesem Tag verlief der Start alles andere als verheißungsvoll: IM Luca Shytaj, normalerweise sehr zuverlässig, patzte bereits in der Eröffnung, verbrauchte dadurch zu viel Bedenkzeit und musste einen Bauern geben. Doch auch dies half nicht gegen seinen erfahrenen Gegner, der ihn dann gekonnt ausspielte.
WGM Sarah Hoolt fand ebenfalls bereits in der Eröffnung kein Gegenspiel gegen den Angriff ihres Spielpartners. Auch hier war bereits vor der Zeitkontrolle Schluss. Ruhiger verlief die Partie für FM Denis Mager. In einer Begegnung ohne große Höhen und Tiefen gabe es am Ende eine gerechte Punkteteilung.
Wenig verheißungsvoll verlief dagegen das Spiel von Enrico Krämer. Am Ausgang der Eröffnung machte er ein paar unklare Züge, wodurch sein Gegenüber seine Entwicklung ungehindert vorantreiben konnte. Wie in dieser Spielklasse üblich reichten auch hier die geringen Vorteile zum Bretterfolg.
Sehr verheißungsvoll agierte hingegen FM Armin Farmani Anosheh, dessen Spielpartner gut vorbereitet Material opferte, um dadurch verschiedene Drohungen aufzustellen. Farmani konterte diese allesamt geschickt, hatte ständig mindestens eine ausgeglichene Stellung, verbrauchte aber dafür so viel Zeit, dass er schlussendlich wegen Überschreitung der Bedenkzeit verlor.
Auch IM Lev Yankelevich hatte durchaus Chancen, zumindest einen halben Punkt zu holen. Doch leider war hier das Endspiel mit ungleichfarbigem Läufer und einem Minusbauern nicht zu halten, da der Gegner zwei verbundene Bauern sowie den aktiveren König hatte.
Dieses Mal war es GM Toms Kantans vorbehalten, den einzigen Tagessieg für die Pfälzer einzufahren. Im Mittelspiel lancierte er einen Königsangriff, den sein Widersacher zwar gerade noch abwehren konnte, aber der junge Lette konnte dann einen Freibauer laufen lassen, der einzog und damit die Entscheidung brachte.
Schlussendlich kämpfte noch Pascal Flierl in einem Endspiel mit Dame und Turm und einem Minusbauern um einen halben Zähler. Als sein Spielpartner jedoch unter Gewinn eines zweiten Bauern forciert beide Figuren tauschen konnte, war auch hier die Schlacht zugunsten des Schwaben geschlagen.
Nach den beiden 1,5:6,5-Niederlagen hat die SG nach zwei Runden zwar die rote Laterne übernommen, aber man kann immerhin mitnehmen, dass man größtenteils mit deutlich stärkeren Spielern lange Zeit mithalten konnte. Zudem geht es in den nächsten beiden Runden (11. und 12. November) nach München, wo mit „den Bayern“ und MSA Zugzwang zwei Gegner warten, die man durchaus schlagen kann. (rs) Partien können hier nachgespielt werden

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