18./19.03.2017: Die neunte und zehnte Runde der Schachbundesliga führte die SG Speyer-Schwegenheim in den Norden der Republik. Dabei musste der Aufsteiger gegen den gastgebenden Hamburger SK sowie die Schachabteilung des SV Werder Bremen antreten – keine leichte Aufgabe, befanden sich die Gegner auf den Plätzen 7 und 5 im oberen Mittelfeld der Tabelle. Die Spieler der SG konnten gut dagegenhalten, am Ende standen sie jedoch nach dem 2,5:5,5 gegen Hamburg und dem 3:5 gegen Bremen zwei Mal mit leeren Händen da.
Die Misere fing am Samstag schon auf dem Weg nach Hamburg an, als ausgerechnet der Zug, mit dem der Mannschaftsführer unterwegs war, wegen technischen Problemen ausfiel und die Mannschaft vom eingesprungenen 1. Vorsitzenden geführt wurde. Zu allem Überfluss befand sich auch ein Spieler des Teams im gleichen Zug, der schließlich mit fast dreieinhalb Stunden Verspätung in Hamburg einlief. Aufgrund der Karenzzeitregelung war es der letzte Zug, mit dem der Spieler an diesem Tag zu tun hatte: Am Brett durfte er keinen mehr ausführen, der Hamburger SK führte bereits 1:0.
Den ersten zählbaren Erfolg für die Pfälzer holte GM Ilmars Starostits an Brett 4 in seinem ersten Bundesligaspiel. Im Endspiel hatte er zwar einen Bauer weniger, dafür aber die aktiveren Figuren, was zusammen zu einem Remis führte.
Ebenso unspektakulär kam es zum Friedensschluß von IM Jivko Bratanov (6) in einer Begegnung, in der beide Seiten keine Fehler machten, jedoch auch ihren jeweiligen Spielpartner nicht vor unlösbare Aufgaben stellten.
Die erste Niederlage der Gäste am Brett erfolgte durch IM Nikita Meskovs (3), der schon in einer frühen Phase der Partie einen offenen Schlagabtausch anbot. Hier hatte der Gegner offensichtlich das bessere Rechenvermögen.
Beim Stand von 1:3 war noch nichts verloren, da die Pfälzer an allen verbliebenen Brettern zumindest ausgeglichen, teils etwas besser standen.
Die Chancen stiegen, als IM Luca Shytaj an Tisch 5 seinem Gegenüber zuerst einen Bauer abnahm und dann in seine Königsstellung eindrang. Hier gab es keine Verteidigung mehr. Zur Belohnung seiner bisher guten Saisonleistung erhält Shytaj seine zweite Großmeisternorm.
Eine Punkteteilung gab es bei Simon Commercon (7). Nach Problemen in der Entwicklung hatte er zwischenzeitlich einen vielversprechenden Freibauer. Als er diesen jedoch gegen einen anderen Bauern tauschen musste, verflachte die Partie.
Die Begegnung entschied sich, als GM Sébastien Feller am Spitzenbrett, der die gesamte Partie über etwas aktiver stand, eine Figur für drei Bauern gab und damit in ein ausgeglichenes, aber schwieriges Endspiel abwandelte, in dem er  nicht die richtigen Züge fand und am Ende verlor.
Ähnlich erging es IM Toms Kantans, der vorübergehend sogar Siegchancen hatte, sich dann aber in einem ausgeglichenen Endspiel wiederfand. Dort opferte er seine letzte verbliebene Figur, um ein vermeintlich sicheres Remisendspiel zu haben. Dieses war jedoch leider verloren, was zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal sein Spielpartner sehen konnte.
Das 5,5:2,5 für Hamburg war am Ende nicht ganz unverdient, auf jeden Fall aber zu hoch.
Am Sonntag verlief der Start genau umgekehrt wie am Samstag: während die Pfälzer alle pünktlich am Brett saßen, kam die Bremer Delegation 10 Minuten zu spät, wodurch sie bereits einen kleinen Zeitnachteil hatten. Demgegenüber stand ein zum Teil deutlicher ELO-Vorteil.
Wie am Vortag wurden die ersten beiden Punkte durch GM Ilmars Starostits und IM Jivko Bratanov geteilt, doch im Unterschied zur Runde vorher scheiterten hier die beiden an der eigenen Courage: Der Erste opferte eine Qualität, der Zweite erst eine Figur und dann noch eine Qualität hinterher. Beide hatten danach große Siegchancen, wurden aber vom Mut verlassen und wickelten zur Stellungswiederholung ab.
Weniger spektakulär verlief die Partie von GM Sébastien Feller: er hatte einen Springer als Vorposten und einen gedeckten Freibauer, sein Spielpartner dafür das Läuferpaar. In Summe hieß das ebenfalls Punkteteilung.
Ähnlich schlecht wie am Vortag erging es IM Nikita Meskovs. Wieder griffen beide Parteien munter an und wieder hatte er am Ende das Nachsehen, als sein Gegner einen Turm nahm und er aufgrund der ungeöffneten Grundreihe nicht zurücknehmen konnte.
Diesen Rückstand egalisierte IM Toms Kantans, indem er in der Mitte des Brettes einen Bauernvorstoß lancierte. Als er zusätzlich zwei Türme auf der 7. Reihe platzieren konnte, war die Begegnung entschieden.
Aber auch Simon Commercon konnte heute nicht punkten. Nach ein paar unklaren Zügen im Mittelspiel musste er die Qualität geben; diese gab sein Kontrahent im richtigen Moment zurück, um in ein für ihn gewonnenes Turmendspiel abzuwickeln.
Ebenfalls einen schlechten Tag erwischte IM Luca Shytaj. In der Eröffnungsphase opferte er einen Bauer, erhielt dafür kaum Kompensation und schaffte es im gesamten Partieverlauf nicht, den Gegner unter Druck zu setzen. So verlor er am Ende ziemlich klar.
Mehr Glück hatte da Enrico Krämer, der stark bedroht war und froh sein durfte, dass sein Widersacher im richtigen Moment in komplizierter Stellung die Fortsetzung nicht fand. Daher musste dieser aufgrund von Zeitproblemen ein Remisangebot annehmen.
Die SG Speyer-Schwegenheim nimmt aus diesem Wochenende mit zwei knappen Niederlagen gegen starke Mannschaften mit, dass man zwar mitspielen kann, am Ende aber doch oft die entscheidende Nuance fehlt. Da auf den letzten 5 Plätzen keine Mannschaften punkten konnte, verbleibt die SG mit 5:15 Punkten mit nur einem Punkt Vorsprung auf die Abstiegsränge auf Platz 12 der Tabelle.
Weiter geht es am 8. und 9. April beim Heimspielwochenende im Bürgerhaus Schwegenheim gegen die Schachfreunde Berlin und den SK König Tegel. Hier müssen wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt gesammelt werden.

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