01.05.2017: Die SG Speyer-Schwegenheim musste beim Saisonfinale der Schachbundesliga in Berlin gegen die OSG Baden-Baden, den SV Mülheim-Nord und die SG Solingen antreten, drei Gegner, die allesamt unter den ersten fünf der Tabelle zu finden waren. So gab es die drei befürchteten Niederlagen und mit Platz 14 unter 16 Mannschaften bei 5:25 Punkten voraussichtlich den direkten Wiederabstieg in die 2. Liga.

Am Samstag gab es gegen den neuen deutschen Meister OSG Baden-Baden wie erwartet nichts zu ernten. Gegen das ausschließlich aus Großmeistern bestehende Starensemble aus der Kurstadt setzte es eine deutliche 1:7-Schlappe. Völlig von der Rolle schien hierbei Simon Commercon an Brett 5, der bereits in der Eröffnung einen Bauern verlor. Kurz danach folgte ein zweiter. Als der dritte Bauer fiel, war es an der Zeit aufzugeben. Nicht viel länger hielt sich FM Denis Mager (8), der das Eindringen eines gegnerischen Turmes auf der 8. Reihe zulassen musste. Dieses Stellungsproblem konnte er nicht mehr abwehren und musste aufstecken. Die dritte Niederlage widerfuhr Enrico Krämer an Tisch 6. Er versäumte den Moment, die Initiative zu übernehmen und sah sich dann immer weiter in die Defensive gedrängt. Schlussendlich musste er Material geben und verlor.
Das erste Erfolgserlebnis gelang GM Robert Ruck (2), der zwar in einem Turmendspiel zwei Bauern Rückstand hatte, seine Figuren aber so platzieren konnte, dass selbst für den ehemaligen Weltmeister Viswanathan Anand kein Durchkommen möglich war. Weniger Fortune hatte Pascal Flierl (7), der lange Zeit ausgeglichen stand, dann aber wenig Initiative zeigte und tatenlos zusehen musste, wie er langsam erdrückt wurde. Die tragische Person des Tages war aus Sicht der Pfälzer GM Adam Horvath am Spitzenbrett, der teilweise sogar besser stand, in einem Turmendspiel mit einem Mehrbauern, welches ein klares Unentschieden sein sollte, einen falschen Zug fand und am Ende doch noch verlor. Die längste Partie des gesamten Abends im kompletten Turniersaal spielte IM Miklos Nemeth (3). Ex-Weltmeister Rustam Kasimzhanov hatte positionell seine Dame für Turm und Läufer geopfert, doch der Ungar fand bei dann schlechter Bauernstruktur stets die richtigen Mittel, um sich nach 113 Zügen in eine Punkteteilung zu retten.
Größere Chancen rechnete sich die SG am Sonntag aus, als es gegen Mülheim-Nord ging, ein Gegner, der zwar in der oberen Tabellenhälfte zu finden war, an diesem Wochenende aber auf viele Stammkräfte verzichtete. Nachdem lange Zeit keine Partien zu Ende gingen, war es dann FM Denis Mager, der sich im Endspiel leichte Vorteile erspielt hatte; sein Gegenüber wickelte aber geschickt in ein Remisendspiel ab. Durch IM Gabor Kovacs gingen die Pfälzer in Führung. Schon in aussichtsreicher Position profitierte er dann von einem Fauxpas seines Spielpartners, wodurch er Material gewann. Eine weitere Punkteteilung erreichte Simon Commercon, der bis in ein Endspiel abwickelte, bei dem jeder nur noch vier Bauern hatte. Doch nun folgte die Niederlagenserie: Pascal Flierl wickelte in der Zeitnotphase einen falschen Damenabtausch ab und musste danach aufstecken. Enrico Krämer gab im Mittelspiel zwei Figuren für einen Turm. Danach ließ er einen Freibauern zu lange gewähren, sodass er schlussendlich Material geben musste und die Partie verlor. Auch GM Adam Horvath hatte kein Glück. Im Mittelspiel gab er einen Bauern, um aktives Spiel zu behalten, fand dann jedoch nicht immer die richtigen Züge, sodass er am Ende auch aufgeben musste. In dieser Phase der Begegnung war eigentlich schon klar, dass es erneut nicht reichen würde, da IM Miklos Nemeth zu diesem Zeitpunkt nach engagiertem Spiel einen Bauer weniger hatte. Zur Sicherung des Mannschaftserfolges bot ihm sein Spielpartner dann die Punkteteilung an, ein Gebot, dass der Ungar annehmen musste. So blieb zum Ende GM Robert Ruck, der sich eine gute Position erspielt hatte. Einen laufenden Freibauer konnte sein Widersacher nur durch ein Figurenopfer stoppen, hatte dafür aber seinerseits zwei Freibauern. So konnte Ruck nur in ein Endspiel mit Turm und Läufer gegen Turm abwickeln, welches sein Gegenüber nach 129 Zügen (Ligarekord!) ins Remis rettete, wodurch am Ende eine knappe 3:5-Niederlage stand.
Am Montag stand mit dem entthronten Meister SG Solingen der nächste dicke Brocken an. Gegen die mit acht Großmeistern angetretenen Klingenstädter spielten die Pfälzer sehr respektabel, wurden aber mit 7:1 dem Spielverlauf nach viel zu deutlich in ihre Schranken verwiesen.
Eine kurze Partie spielte dieses Mal IM Miklos Nemeth: Bereits nach dem in der Liga vorgeschriebenen Minimum von 20 Zügen einigte man sich in interessanter und allezeit ausgeglichener Stellung auf Unentschieden und verhinderte somit sehr früh die von der Papierform her mögliche Höchststrafe. Weniger gut aufgelegt war dieses Mal GM Robert Ruck. Bereits am Beginn des Mittelspiels spielte er ein paar ungenaue Züge, sodass er auf einen Königsangriff seines Widersachers nicht vorbereitet war und nicht mehr reagieren konnte. Wenige Züge vor dem Schachmatt gab er auf. Kurze Zeit später musste auch Enrico Krämer die Segel streichen. In einer sehr offenen und komplizierten Stellung musste er spätestens nach einem Springereinschlag auf F7 eingestehen, dass sein Gegner stärker war als er. Die Partie war sofort verloren. Nicht viel besser erging es FM Denis Mager. Auch er beging keine großen Fehler, musste aber nach mehreren Ungenauigkeiten einige Figuren in der eigenen Königsstellung zulassen. Ständig drohten Figurenverluste, die irgendwann nicht mehr abzuwehren waren. Couragiert spielte Pascal Flierl, doch auch hier waren die Kräfteverhältnisse zu klar verteilt: Zuerst verlor er die Position, kurze Zeit später eine Qualität und am Ende die Partie. Erneut war GM Adam Horvath der Pechvogel des Tages: Bis zu zwei Bauern gab er, um den gegnerischen König in der Mitte zu halten. Schlussendlich fand er nicht die richtigen Züge zum Gewinn, doch immerhin sprang eine Punkteteilung heraus.
Große Chancen auf eine Punkteteilung gegen seinen ebenfalls schier übermächtigen Kontrahenten hatte Simon Commercon. Er hatte es bis in ein Endspiel mit jeweils einer Dame und 5 Bauern geschafft, doch hier griff er daneben und verlor unglücklich. Nun spielte nur noch IM Gabor Kovacs, der noch ein Remis für eine Großmeisternorm benötigte. In der Eröffnung gab er zwei Figuren für einen Turm und einen Bauern, doch am Ende waren die beiden Figuren stärker, sodass er aufstecken musste.
Nach einer durchwachsenen Saison muss der Aufsteiger nun auf mögliche Rückzüge oder Aufstiegsverzichte der Konkurrenz hoffen, um nicht postwendend wieder in die 2. Liga absteigen zu müssen. (rs)

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