24.11.2019: Bei der ersten Doppelrunde der Saison 2019/20 der Schachbundesliga traf Wiederausteiger SG Speyer-Schwegenheim auf den SC Viernheim sowie den Aachener SV. Während die Pfälzer gegen den 5. der Vorsaison aus Südhessen knapp, aber verdient mit 3,5:4,5 verloren, gab es gegen Mitaufsteiger Aachen einen glatten 6:2-Sieg.

Zum ersten Mal in der Geschichte der Schachbundesliga fand eine Spielrunde in der ehrwürdigen Stadt Speyer statt. Die Vorstandschaft der SG Speyer-Schwegenheim hatte zu diesem Anlass das Haus Trinitatis, das zur Dreifaltigkeitskirchengemeinde gehörende Gemeindehaus der Heiliggeistkirche angemietet.
Nach den einleitenden Begrüßungsworten durch die Bürgermeisterin und Sportdezernentin der Stadt Speyer Monika Kabs wurden am Samstag wenige Minuten nach 14 Uhr die Uhren in Gang gesetzt. Die SG hatte es als Aufsteiger gleich mit dem letztjährigen Tabellenfünften SC Viernheim zu tun und war damit krasser Außenseiter. An allen Brettern wiesen die Gegner zum Teil immense ELO-Vorteile auf.
Doch die Partien entwickelten sich nicht so deutlich wie teilweise befürchtet. Das erste Ergebnis des Tages lieferte IM Gabor Kovacs an Brett 6, der sich nach einer scharf geführten Partie in einer Stellung wiederfand, bei der beide Seiten ihre Möglichkeiten hatten, jedoch für keinen Spieler ein klarer Gewinnweg vorhanden war. So teilte man den Punkt.
Schlechter lief es für Brettnachbar GM Luca Shytaj (5), der im Mittelspiel einen Springerzug seines Widersachers übersah. Daraufhin musste er die Qualität geben und erreichte schnell eine glatte Verlustposition, sodass er die Waffen strecken musste.
Die nächste Punkteteilung erfolgte durch GM Antonios Pavlidis (2). In einem Endspiel mit Damen und ungleichfarbigen Läufern hatte keiner der Spieler echte Siegchancen, so wickelte er in ein Dauerschach ab.
Größere Chancen hatte am Spitzenbrett GM Nijat Abasov, aber er befürchtete bei Stellungsöffnung für seinen Kontrahenten zu großes Gegenspiel, sodass auch er das Risiko scheute und einen halben Zähler mitnahm.
Ähnlich stand es bei Pascal Flierl (8) in einem ausgeglichenen Schwerfigurenendspiel, in dem beide Spielpartner Chancen hatten. Auch er nahm nicht das volle Risiko und dafür den halben Punkt.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar, dass nur noch ein kleines Schachwunder die Überraschung bringen würde, da die Gäste an allen drei verbliebenen Brettern etwas besser standen und die Hausherren um die Remisen kämpfen mussten.
Neuzugang IM Tomislav Bodrozic an Tisch 7 musste einen Bauern geben, da er eine Mattdrohung zu spät sah. Doch er hatte seine Figuren besser positioniert, sodass auch hier sein Gegenüber nur in eine Stellungswiederholung abwickeln konnte.
Auch IM Miklos Nemeth (4) hatte keine Gelegenheit auf Sieg zu spielen. In einem Turmendspiel mit gleicher Bauernzahl war die Punkteteilung eindeutig. Zum Ende spielte noch sein Landsmann GM Adam Horvath (3). Er stand etwas defensiv und musste die richtigen Züge finden, um ein Remis zu erreichen, aber diese fand er ohne Probleme.
Am Ende stand ein zwar vom Ergebnis her knappes, nach dem Spielverlauf jedoch eindeutiges 4,5:3,5 für die favorisierten Gäste.
Ganz anders der Kampf am Sonntag ab 10 Uhr gegen den Unterdog der Liga, den Aachener SV. Hier waren die Gastgeber Favorit. Für Pascal Flierl rückte der zweite Neuzugang, IM Oleg Boguslawski an Brett 7 ins Team.
Von Anfang an zeigten die Pfälzer hier, wer Herr im Haus war. IM Miklos Nemeth gewann aufgrund akuter Zeitnot seines Konhrahente schon früh eine Figur und brachte Speyer-Schwegenheim in Front.
Aufgrund großer Vorteile an verschiedenen Brettern wickelte GM Antonios Pavlidis seine unklare Position, die für beide Parteien noch alle Ergebnisse übrig hatte, in eine Stellungswiederholung und damit Punkteteilung ab.
Bei IM Tomislav Bodrozic tauschten sich viele Figuren ab, die Partie verflachte, sodass am Ende auch hier ein Remis zu Buche stand.
Aussichtsreicher verlief die Begegnung bei GM Luca Shytaj, der zwischenzeitlich eine Figur opferte, um die gegnerische Stellung zu sprengen. Beim Übergang zum Endspiel hatte er zwei Mehrbauern, doch dies reichte nicht zum Sieg, da sein Gegenüber zäh verteidigte. Auch hier gab es ein Unentschieden.
GM Adam Horvath hatte sich bereits früh deutliche Vorteile erarbeitet; als dann sein Widersacher im Mittelspiel einen falschen Bauern zog, konnte er eine Figur gewinnen, worauf dem Kontrahenten nur noch die Resignation blieb.
Im Gefühl des sicheren Sieges stellte dann auch IM Oleg Boguslawski in einer allzeit ausgeglichenen Begegnung seine Siegbemühungen ein und holte einen halben Punkt.
Zu diesem Zeitpunkt hatt IM Gabor Kovacs seinem Qualitätsgewinn aus der Eröffnung bereits zwei Bauerngewinne hinzugefügt, sodass es nur noch eine Zeitfrage war, wann sein Gegner aufgeben würde.
Den Schlusspunkt setzte dann Top-Spieler GM Nijat Abasov, der ebenfalls bereits nach der Eröffnung Vorteile aufwies. Diese baute er dann Stück für Stück aus und kam mit zwei Mehrbauern in ein Turmendspiel. Der Bretterfolg war dann nur noch Formsache.
Nach diesem klaren und ungefährdeten 6:2-Erfolg ist die SG nach dem ersten Bundesligawochenende mit 2:2 Punkten im Mittelfeld der Tabelle zu finden und dem Saisonziel Klassenerhalt ein Stück nähergerückt.
Weiter geht es bereits am 7. und 8. Dezember in einer Doppelrunde gegen Gastgeber SV Lingen und SV Werder Bremen. Beide Teams sind stark aufgestellt und in der Tabelle vor den Pfälzern zu finden, sodass es hier schwer werden wird zu punkten. (-rs-)

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