Am vergangenen Wochenende wurde in der Schachbundesliga die dritte und vierte Runde gespielt. Dabei musste Aufsteiger SG Speyer-Schwegenheim in Baden-Baden gegen USV TU Dresden und SK Schwäbisch Hall antreten, zwei Mannschaften, die in der oberen Tabellenhälfte zu erwarten sind, wodurch die Vorzeichen klar gegeben waren. Umso überraschender ist die Tatsache, dass die Pfälzer mit zwei Mannschaftspunkten heimreisen konnten.
Am Samstag stand mit dem USV TU Dresden ein Gegner bereit, der in Vorschau auf das Spiel gegen Serienmeister Baden-Baden am Sonntag nahezu in Bestbesetzung angetreten war. Die Pfälzer hingegen verzichteten auf ein paar Titelträger, wodurch der eine oder andere Reservespieler zum Einsatz kam. Deshalb ist es eine faustdicke Überraschung, dass Speyer-Schwegenheim die Begegnung mit 5:3 für sich entscheiden konnte und eine Sensation, dass der Erfolg hochverdient war.
Den ersten Nadelstich setzte IM Toms Kantans an Brett 2, der gegen seinen schier übermächtigen Kontrahenten attackierte und sich etwas wunderte, wie schlampig hier verteidigt wurde. Dies nutzte er aus, manövrierte gekonnt seine Figuren in die gegnerische Stellung und gewann souverän.
Leider hielt die Führung nicht lange, da Simon Commercon (6) im Mittelspiel positionelle Probleme bekam, die sein Spielpartner geschickt zum Partieerfolg nutzte.
Doch IM Luca Shytaj an Tisch 4 sorgte postwendend für die erneute Führung. In Mittelspiel lancierte er einen Königsangriff und trieb den gegnerischen Monarchen ins Feld. Eine zwischenzeitliche Ausgleichschance fand sein Widersacher nicht, sodass der Heidelberger Italiener am Ende klar gewinnen konnte.
Diese Führung baute GM Arturs Neiksans am Spitzenbrett aus. Dabei nutzte er einen einzigen unklaren Zug seines Spielpartners zu einem Königsangriff mit Dame und zwei Läufern. Dieser konnte nur durch Materialverlust abgewehrt werden. Dieser Vorteil reichte wiederum zum Brettsieg.
Die erste Punkteteilung des Tages kam durch IM Jivko Bratanov (5) zustande. In einer abwechslungsreichen Partie stand er nach der Eröffnung schlechter; nach einem positionellen Qualitätsopfer seines Spielpartners hatte er gar Siegchancen, am Ende war die Stellung jedoch wieder völlig ausgeglichen.
Einen weiteren halben Punkt steuerte FM Denis Mager am letzten Brett bei. In einer allzeit ausgeglichenen Begegnung einigte man sich auf Unentschieden.
Den Überraschungssieg sicherte IM Nikita Meskovs an Tisch 3, der gegen die deutsche Nummer 1 einen Bauern gewinnen konnte, dann jedoch mannschaftsdienlich nicht auf Sieg spielte, sondern in eine Stellungswiederholung abwickelte, um den noch fehlenden halben Punkt nicht zu gefährden.
Den Schlusspunkt setzte Enrico Krämer (7), der sich nach einem holprigen Spiel in einem Turmendspiel mit einem Freibauer weniger wiederfand. Doch hier sah er die richtige Abwicklung, um dieses Remis zu halten, sodass am Ende der 5:3-Erfolg feststand.
Am Sonntag konnte das Team der SG Speyer-Schwegenheim nicht an die Leistungen vom Vortag anknüpfen. Gegen die Spitzenmannschaft SK Schwäbisch Hall, die an jedem Brett nominell deutlich stärker war, setzte es eine deftige 7:1-Niederlage, die absolut verdient war, jedoch etwas zu hoch ausfiel.
Die erste Duftmarke setzte Neuzugang FM Denis Mager, der erneut sehr solide agierte und sich zwar keine Siegchance erarbeitete, jedoch auch seinem Spielpartner keine Gewinnmöglichkeit einräumte. Eine Punkteteilung war die logische Folge.
Relativ chancenlos war dagegen IM Toms Kantans, der am Samstag noch brillieren konnte. Dieses Mal hatte er schon in der Eröffnung zu kämpfen, musste dem Gegner einen gedeckten Freibauer genehmigen und brachte seine Figuren nicht zur Entfaltung. Erst musste er erst Material geben und kurz darauf aufstecken.
Die zweite – und auch letzte – Punkteteilung erreichte der zweite Neuzugang Enrico Krämer. In einer spannenden Begegnung hatte er einen Bauer gewonnen, jedoch Druck auf dem unrochierten König in der Mitte des Feldes. Somit willigte er in ein Remisangebot ein, da sowohl Sieg- als auch Verlustchancen bestanden.
Den nächsten Rückschlag erlebten die Pfälzer durch IM Jivko Bratanov. Bereits in der Eröffnung konnte er sich kaum entfalten und musste teilweise seine Figuren rückwärts bewegen. Als er dann auch noch Material verlor, war die Begegnung gelaufen.
Die Vorentscheidung fiel, als IM Luca Shytaj in ziemlich ausgeglichener Stellung danebengriff und einen vergifteten Bauern nahm. Dieser Fehlgriff kostete ihn eine Figur und somit die ganze Partie. Beim Stand von 4:1 war der Mannschaftskampf fast entschieden, zumal die Haller an den verbliebenen Brettern allesamt besser standen.
IM Nikita Meskovs agierte mutig, hatte jedoch im Mittelspiel mit einem gefesselten Läufer zu kämpfen. Aus dieser Situation konnte er sich nur durch ein Qualitätsopfer befreien. Dieser Vorteil genügte seinem erfahrenen Spielpartner zum Bretterfolg.
Auch Simon Commercon fehlte das nötige Quentchen Glück: Nachdem er im Mittelspiel langsam, aber kontinuierlich in die Defensive gedrängt wurde, bot sich im Endspiel nochmals die Chance auf eine Punkteteilung. Doch hier übersah er den richtigen Zug und verlor dann ziemlich rasch.
Zum Ende kämpfte noch GM Arturs Neiksans gegen einen weit vorgerückten Freibauer. Um diesen zu stoppen musste der Lette die Qualität geben, was seinem Kontrahenten im Endspiel genügte, die Begegnung für sich zu entscheiden.
Die SG Speyer-Schwegenheim rutscht nach 4 Spielen mit 4:4 Punkten auf Platz 9 der Tabelle ab. Da die anderen Abstiegskandidaten jedoch ebenfalls keine überraschenden Punkte sammeln konnten, ist das Ziel Klassenerhalt weiterhin machbar.