Der Speyerer Schachclub feierte im Jahr 2011 sein 100jähriges Vereinsjubiläum. Am 14. März 1911 wurde der Traditionsverein, der einer der ältesten Organisationen von Schachspielern in der Pfalz ist, auf Initiative des Arztes Dr. Carl Thoenes im Wittelsbacher Hof gegründet.

In den ersten Jahren seines Bestehens zählte der Club nur wenige Mitglieder und die beiden Weltkriege taten ein Übriges, um das Vereinsleben zeitweilig zum Erliegen zu bringen. Das persönliche Engagement seiner Vorstandsmitglieder jedoch führte den Verein immer wieder aus allen Krisen heraus. Nach dem 2. Weltkrieg war es der unvergessene Ernst Beisel, der nach zähen Verhandlungen mit der französischen Besatzungsmacht einen geordneten Spielbetrieb ermöglichte. Unter seinem Vorsitz erlebte der Schachclub die größte und glanzvollste Zeit. 1948 und 1949 errang Speyer die pfälzische Mannschaftsmeisterschaft mit einem Team, von dem man noch heute behauptet, es sei an Homogenität und Kampfgeist wohl einmalig gewesen. In dieser Mannschaft befanden sich neben Ernst Beisel und Dr. Hellmuth Scheidt unter anderen auch Dr. Georg Tochtermann, der einzige noch lebende Zeitzeuge des Clubs.

Die damalige Vormachtstellung des Speyerer Schachclubs gründete sich auf die Erfolge seiner Mannschaft und der Spitzenspieler und reichte bis in die 60er Jahre hinein. Sie wurde erst gebrochen, als es üblich wurde, sich durch Spitzenakteure benachbarter Vereine zu verstärken. Diesem Trend hat sich der Speyerer Verein bis heute nicht angeschlossen, und trotzdem blieben die Spitzenspieler aus der Domstadt bis Mitte der achtziger Jahre hinein hochkarätige Gegner.  Das war vor allem ein Verdienst von Dr. Wilhelm Flügel, dem Rekordmeister des Clubs, der durch sein kreatives, aggressives Spiel die Mannschaftskameraden immer wieder mitriss. Einen ihm adäquaten, starken Mitstreiter fand er in dem Ausnahmespieler Matthias Flörchinger (†1984), der taktische Schlagfertigkeit mit strategischem Geschick zu verbinden wusste. Durch seine herausragenden Spitzenakteure vermag der Club auf zahlreiche überregionale Erfolge zu verweisen, angefangen mit den Pfalzmeisterschaften von Hans Ruchti (1922), Albert Vogt (1930 und 1939)  und Ernst Beisel (1961) über die Pokalmeisterschaften von Dr. Tochtermann (1967) und Dr. Flügel (1969) bis hin zu den überragenden Erfolgen von Dr. Thoenes (Bayerischer Meister 1924), Albert Vogt (Rheinmeister 1930 und Olympiakandidat 1936) und Matthias Flörchinger (bester Deutscher bei einem Schachturnier in Moskau 1980). Hinzu kommen die unzähligen Erfolge der Speyerer Senioren bei den seit Ende der 80er Jahre neu eingerichteten Turnieren für Spieler ab 60 Jahre, wobei sich Dr. Flügel, Dr.Tochtermann, Lothar Finzer, Helmut Frantzke und Heinz Disqué zum Teil mehrfach in die Siegerlisten eintrugen.

Die Großmeister, welche bis Mitte der 90er Jahre zu Simultanveranstaltungen in der Domstadt Visite machten, stellten stets mit Erstaunen fest, welch spielstarke Akteure der im Verhältnis zu anderen Clubs relativ kleine Verein besitzt. Einer der Höhepunkte war dann die Simultanveranstaltung mit dem damaligen Weltmeister Anatoli Karpov, der sich einem einzigen Spieler, dem Speyerer Peter Flörchinger, geschlagen geben musste. In den 90er Jahren allerdings plagten den Club schwer wiegende Probleme. Drei Umzüge innerhalb relativ kurzer Zeitabstände stellten eine starke Belastung dar. Dies machte sich in der Entwicklung der Mitgliederzahl negativ bemerkbar und führte zum Ausfall einiger Turniere. Erst mit dem Einzug ins Haus der Vereine Ende 1999, der maßgeblich dem langjährigen Vorsitzenden  Wilfried Podlech zu verdanken ist, kehrte wieder mehr Ruhe ein. Man war froh, dass der Spielbetrieb endlich wieder reibungslos lief und es mit der Jugendarbeit kontinuierlich weiterging, wenngleich die Mitgliederzahlen weiter stagnierten. Die jahrelange Ausrichtung des traditionellen Brezelfestturniers, welches die Schachfreunde aus der gesamten Region immer jedes Jahr am zweiten Juliwochenende zusammenführte, musste leider wegen Ressourcenmangel eingestellt werden.

Um den steten Zerfall des Traditionsvereins zu stoppen, musste der Club unter der Vorstandschaft von Wilhelm Kannegießer sich ernsthafte Gedanken über die Zukunft machen und bereit sein neue Wege zu erkunden. Als 2009 auf Initiative des Schachclubs Schwegenheim erste Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit geführt wurden, war allen Beteiligten bald klar, dass mit einer möglichen Fusion die Probleme beider Vereine gelöst werden könnten. So bedurfte es jedoch noch einiger Abstimmungsgespräche und Mitgliederversammlungen, um die Akzeptanz für eine Verschmelzung in beiden Vereinen herzustellen. Im Jubiläumsjahr 2011 konnte im Rahmen eines Vergleichkampfes mit anschließendem Grillfest das gemeinsame Kennenlernen vertieft werden. Im Juli 2012 war es dann soweit: in beiden gleichzeitig durchgeführten Mitgliederversammlungen wurde die Verschmelzung beider Vereine in die neue "Schachgemeinschaft Speyer-Schwegenheim 2012 e.V." beschlossen und mit Eintragung in das Vereinsregister im Dezember 2012 wirksam. pf, jr.

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